Pflegehelfer, Krankenpfleger, Mitarbeiter im Lebensmittelhandel, im Wach- oder Reinigungsgewerbe, Lehrer... Die Pandemie hat die oftmals enorme Kluft zwischen dem sozialen Nutzen der Berufe und der Entlohnung der Arbeitnehmer, die sie ausüben, brutal und direkt ans Licht gebracht.
Diese Berufe, die mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden, sind durch prekäre und oftmals anstrengende Arbeitsbedingungen und zu niedrige Löhne geprägt... Eine Aufwertung dieser Berufe ist daher dringend erforderlich.
DIE CSC FORDERT DIE ÖFFENTLICHE HAND DAHER AUF:
- Die Attraktivität und die Machbarkeit der essentiellen Berufe zu erhöhen; zu viele Sektoren wurden in den letzten 20 Jahren nicht mehr aufgewertet.
- Massive Refinanzierung der öffentlichen Dienste und des nicht-kommerziellen Sektors, denn sie verdienen es mehr als nur eine Variable für Budgetanpassungen zu sein.
- Entwicklung einer langfristigen politischen Vision für die Einstellung von Personal, um die natürliche Fluktuation auszugleichen.
- Alle Bruttolöhne und insbesondere die Mindestlöhne erhöhen, insbesondere im Rahmen eines überberuflichen Abkommens, das von den Zwängen des Lohngesetzes befreit ist, und anschließend bei sektoriellen Verhandlungen.
- Das kollektive Arbeitsabkommen (KAA 35*) und das Programmgesetz vom 22. Dezember 1989 (**) strikt einhalten, da Teilzeitbeschäftigte, die dies wünschen, vorrangig die Stundenerhöhungen in ihrem Betrieb erhalten müssen.
- Die Schwere der Arbeit anerkennen, insbesondere in Sektoren, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind, insbesondere durch die Möglichkeit, die Arbeitszeit ohne Lohnverlust zu reduzieren.
* Das KAA 35 legt das Recht von Teilzeitbeschäftigten fest, vorrangig und auf deren Antrag eine Vollzeitstelle in ihrem Unternehmen zu erhalten.
** Das Programmgesetz vom 22. Dezember 1989 sieht vor, dass Teilzeitbeschäftigte, die dies bei ihrem Arbeitgeber beantragt haben, bei der Besetzung von freien Stunden in einer ähnlichen Funktion Vorrang haben.
Sophie, 47, ist begeistert von ihrem Job als geriatrische Ergotherapeutin in der Klinik Saint Pierre in Ottignies. Sie ist auch CSC-Delegierte. „Bei uns ist jeder Beruf auf seinem Niveau essentiell. Wenn ein Raum nicht richtig gereinigt wird, können wir keinen neuen Patienten willkommen heißen; wenn das Küchenpersonal die Mahlzeiten nicht zubereitet, kann der Patient nicht essen; wir brauchen Physiotherapeuten um zu mobilisieren, Ärzte um zu behandeln, Krankenschwestern für die Pflege... Und Pflegehelfer(innen), Sekretärinnen, usw. sind unverzichtbar, um das Pflegepersonal bei seiner Arbeit zu unterstützen. Aber diese Berufe werden nicht in ihrem wahren Wert anerkannt. Während der ersten Covid-Welle haben wir uns entschieden, als Betreuer auf die Covid-Station zu gehen. Es war hart und deshalb sind wir da, wo wir heute sind: Der Personalmangel führte zu Burnouts, die Leute verließen das Krankenhaus, weil es zu viel war.
Heute und mehr denn je gibt es viel Leid innerhalb des Pflegepersonals. Gewerkschaftlich verlangt dies enorm viel Energie und man muss sehr hartnäckig sein, um den Dingen Gehör zu verschaffen. Vor kurzem wurde das Kräfteverhältnis genutzt: Es wurde angekündigt, dass wir den Weißkittelfonds - der einer Finanzierung von 2 Millionen Euro für die Einstellung von Pflegepersonal entspricht, das es fast nicht mehr auf dem Markt gibt - nicht unterzeichnen werden, wenn das Management nicht mehr Hilfspersonal einstellt, um den Krankenschwestern vor Ort zu helfen. Dieses Kräfteverhältnis wurde auch genutzt, um am 7. Dezember 2021 einen Streik des Gesundheitspersonals durchzuführen. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Die Menschen fallen um wie die Fliegen. In der Klinik Saint Pierre in Ottignies sind 12 % des Personals ungeimpft, das sind etwa 180 Personen von 1.500 Arbeitnehmern. Diese Impfpflicht für das Gesundheitspersonal ist der letzte Wassertropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ich weiß nicht, wie wir es machen werden, wenn sie diesen Gesetzentwurf in die Praxis umsetzen.
Während der Demonstration am 7. Dezember haben wir einen Slogan verwendet, der unsere Situation gut zusammenfasst: „2019 wurden wir applaudiert, 2020 wurden wir vergessen, 2021 wurden wir angeklagt, 2022 werden wir gefeuert". Und ein Arzt fügte hinzu: „In 2023 ist es das Ende der Krankenpflege."